Meditation: Mythos und Wirklichkeit
Wenn ich mir meine letzten Blogbeiträge so anschaue, merke ich, dass ich in letzter Zeit häufig übers Meditieren geschrieben habe. Dabei meditiere ich gar nicht so viel! Trotzdem muss ich es heute noch einmal machen, denn letztens hat mir jemand die Frage gestellt, wozu denn meditieren überhaupt gut sei.
Nicht die Frage an sich hat mich irritiert. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man es etwas eigenartig findet, wenn Menschen im Schneidersitz herumsitzen, und mit geschlossenen Augen irgendwie halt nichts tun. Irritierend war eher der Nachsatz, der mit der Frage kam. Und der lautete: „Ich hab noch nie meditiert, ich bin ja Atheistin.“
Dieser Satz – die Herstellung dieses Zusammenhangs – hat mich echt überrumpelt. Mir ist bewusst geworden, dass es bestimmt viele Menschen gibt, die vom Meditieren oder meditierenden Menschen eine ganz falsche Vorstellung haben. Oder eine Vorstellung, die eben nichts damit zu tun hat, was dieses „Stillsitzen“ für mich ist.
Meditieren ist mir viel zu esotherisch…
Klar, möglicherweise kommen einem ausgezehrte, weißhaarige Männer in den Sinn, die ohne Essen und Trinken in einer Höhle im Berg sitzen und auf die Selbstverwirklichung warten. Vielleicht assoziiert man Räucherstäbchen, Wallegewänder und Gespräche übers Transzendieren und den Geist erheben. Ja, vielleicht denkt man auch ans Beten, weil man einmal gehört hat, dass meditieren so ähnlich ist.
All das kann Meditation sein. Aber nichts davon ist es für mich. Für mich bedeutet zu meditieren, mich bewusst daran zu erinnern, dass ich meine Gedanken in der Hand habe, dass ich meinen Geist kontrollieren kann. Was ich damit meine? Wir denken ständig nach. Wenn wir nicht gerade schlafen, dreht sich das Rad der Gedanken in unserem Kopf. Wir denken an die Arbeit, an die Familie, an Freunde, an den nächsten Urlaub, an die letzte gescheiterte Beziehung, an den Einkauf, die fällige Reparatur am Auto, den letzten Streit mit der Chefin, die Erwartungen, die an einen gestellt werden. Wir denken oft an alles gleichzeitig, am Abend haben wir das Gefühl, der Kopf hört gar nicht auf mit dem Denken, wir schlafen schlecht ein und fühlen uns dem unruhigen Geist völlig ausgeliefert. Stress pur!
Dann trinken wir „Schaf-gut-Tee“, nehmen Beruhigungstropfen, oder brauchen den Fernseher oder Alkohol zum Abschalten. Das mache ich auch gelegentlich. Aber am schönsten ist es, zu Meditieren. Denn:
Beim Meditieren übe ich, nichts zu denken.
Das klingt schon wieder zu esotherisch? Ist es aber gar nicht. Eigentlich geht es darum, sich bewusst zu werden, dass man denkt. Und dass man sich auch entscheiden kann, den Gedanken, der gerade vorbeikommt, ziehen zu lassen. Genau das mache ich beim Meditieren. Ich beobachte, was sich in meinem Kopf so abspielt. Aber anstatt mich in Gedanken davontragen zu lassen, schaue ich den Gedanken an, und lasse ihn ganz bewusst weiterziehen.
Das ist natürlich gar nicht so einfach, vor allem, wenn man nicht regelmäßig übt. Deswegen helfe ich mir mit einer Art Trick: ich konzentriere mich auf etwas ganz Bestimmtes. Oft lenke ich meine Konzentration auf das Gefühl, dass die Luft beim Atmen in der Nase erzeugt. Es geht auch ein anderer Punkt im Körper, ein Klang, ein Bild oder irgendetwas, das man als Art Anker benutzt. Und immer wenn ich merke, dass meine Gedanken davon fliegen, beobachte ich kurz, lasse den Gedanken los und kehre zurück zu meinem Konzentrationspunkt – zum Beispiel die Nase und das Gefühl des Atems. That’s it! Mehr ist es nicht.
Meditation ist Training zum Stressabbau!
Wenn man das ganze Brimborium, das oft ums Meditieren gemacht wird, weglässt, ist es schlicht Geistes-Training. Eine ganz einfache Übung, die einem dabei hilft, mehr und mehr seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen und selbst zu entscheiden, wann man denkt und was man denkt. Und das ist wichtig. Damit man nicht dem Horror einer schlechten Erinnerung ausgeliefert ist. Damit man sich den Tag nicht kaputtmacht, weil man an nichts anderes mehr denken kann als an die Prüfung in drei Tagen. Damit man einfach am Abend abschalten und gut einschlafen kann. Je mehr man selbst unter Kontrolle hat, was im eigenen Kopf los ist, desto weniger Stress hat man natürlich auch.
Außerdem formen Gedanken unsere Realität. Ich lese gerade ein sehr spannendes Buch über den Placebo-Effekt. In dem geht es darum, wie aus einer Erwartung eine Tatsache wird, was dabei tatsächlich messbar im Gehirn und im Körper passiert, und um den wissenschaftlichen Beweis, dass unsere Gedanken Materie erzeugen. Und da wäre es doch nicht schlecht, wenn man gut geübt ist und selbst entscheidet, woran man denkt, oder?
Foto von Elijah Hiett auf Unsplash
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