So schön oder schrecklich, wie du es dir vorstellst
Letzte Woche habe ich mir selbst mal wieder ein Paradebeispiel geliefert. Ich will inhaltlich nicht ins Details gehen, aber ihr kennt das sicher alle selbst. Du stehst in der Früh auf, schon mit der Erwartung, dass etwas passiert, dass Du Dich ärgern wirst. Irgendwie denkst Du, hast Du es „im Lulu“ (wie man so schön sagt). Du siehst es vor Deinem geistigen Auge – und unmittelbar setzen natürlich die dazupassenden Gefühle ein.
Du ärgerst Dich und bist enttäuscht. Im Kopf bestätigst Du Deinen Ärger mit Bildern. Du stellst Dir den Streit schon in allen Facetten vor. Du wirst immer wütender und trauriger. Satz für Satz malst Du Dir aus, was Du sagen wirst. In Deinem Kopf entsteht ein riesen Drama, bevor Du Deinen ersten Kaffee ausgetrunken hast. Geil oder?
Der Kopf macht es real.
Ich sag Euch jetzt mal was: Fürs Gefühl ist es völlig unerheblich, ob Ihr etwas wirklich erlebt oder es Euch nur vorstellt. Sobald Ihr es im Kopf habt, Szene für Szene, Wort für Wort durchspielt, ist es für Euer Gefühl real. Und die dazupassenden Gefühle sind auch real. Das macht das mentale Zentrum im Energiesystem. Das kann nicht unterscheiden, ob das, was da grade im Eurem Kopf ist, im Moment stattfindet, eine Erinnerung ist oder nur Vorstellung. Jeder, der schon mal im Kino geweint hat, weiß, dass Dinge manchmal so real werden, dass wir sogar körperlich darauf reagieren.
Wahnsinn oder? Habt Ihr schon mal gehört, dass das Leben so schön oder schrecklich wird, wie wir es uns vorstellen? Ja, natürlich gibt es Dinge, die von außen kommen, die wir nicht beeinflussen können. Aber wir selbst können immer entscheiden, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Auch in ganz schrecklichen Situationen kann man beschließen, die Lage anzunehmen und nach vorne zu schauen. Und jedes schöne Leben wird unerträglich, wenn man hinter jeder Ecke Gefahr oder Ärger wittert.
Wie willst Du leben?
Das ist also die große Frage. Willst Du es fein haben, oder willst Du ewig über Dir widerfahrenes Leid schmollen? Willst Du glücklich sein oder Dich permanent über Dinge ärgern, die noch gar nicht passiert sind? Du hast es in der Hand. Buchstäblich. Auch wenn Du das Gefühl hast, dass Du Deinen Gewohnheiten ausgeliefert bist, hast Du Möglichkeiten, Dir selbst zu helfen, da raus zu kommen.
Denn wenn Vorgänge im Geist übers Energiesystem übertragen werden und so Gefühle und körperliche Reaktionen auslösen, dann muss man das beeinflussen können. Entweder, indem man am Energiesystem ansetzt oder indem man direkt mit dem Geist arbeitet.
1. über die Energie:
Das mentale Zentrum in unserem Energiesystem ist im Bereich rund um unsere Platte auf der Brust. Wenn man zum Beispiel erschrickt, greift man ganz automatisch, intuitiv mit den Händen dort hin und hält den Atem an. Denn genau dort wird Energie fest, wenn uns etwas Erschreckendes passiert (oder wir denken, es würde passieren!). Und wenn die Erleichterung einsetzt, weil wir erkannt haben, die riesige Schlange im Gras ist nur ein Gartenschlauch, wird es auch genau an dieser Stelle wieder leichter und der Atem kann wieder freier fließen.
Dieses Wissen können wir nutzen. Nämlich indem wir uns genau dort – auf der Brustplatte – selbst strömen. Wenn Du weißt, dass Du zum grübeln neigst und gern aus einer Mücke (oder etwas überhaupt nicht vorhandenem) einen Elefanten machst, dann ström Dich regelmäßig genau dort. Das geht ganz einfach, indem Du Deine beiden Hände ganz locker und bequem auf diesen Bereich (siehe Bild!) legst und die Finger leicht anwinkelst, damit die Fingerkuppen Deinen Körper berühren.
Mach das, wann immer Du die Möglichkeit hast. Zweimal am Tag für zehn Minuten sollest Du Dich mindestens strömen, um ins Entspannen zu kommen und das Energiesystem zu aktivieren. Aber mehr ist immer gut. Ich selbst ströme mich zum Beispiel wahnsinnig gern vor dem Fernseher. Diese „untätige“ Zeit kann man wunderbar nutzen. Ich ströme mich auch sehr gern zum Einschlafen. Und genau dieser Griff an die Brustplatte ist wunderbar dazu geeignet, besser einzuschlafen. Er hilft dabei, das Grübeln einzustellen, dieses Rad an Gedanken, das sich unablässig in unserem Kopf dreht, zu verlangsamen und zum Stoppen zu bringen.
2. über den Geist:
Sich regelmäßig (!) zu strömen und übers Energiesystem Einfluss darauf zu nehmen, wie es einem geht, ist sehr einfach. Man muss sich nur dazu entschließen, es zu tun. Ein bisschen mehr Herausforderung ist da schon, direkt bei der Ursache anzusetzen. Und zwar beim Kopf, bei den Gedanken, die man sich macht, die ja letztendlich der Auslöser dafür sind, wie es einem geht. Wenn es Dir also gelingt, in der Situation, in der Du Dich in einen Strudel hineindenkst, das auch zu bemerken, dann sag: „Stopp!“
Halte Deinen Kopf davon ab, diese belastenden Gedanken weiter zu denken. Schieb sie weg! Denk an etwas anderes. Beschäftige Dich mit etwas anderem. Hör auf, Dich wahnsinnig zu machen! Auch das kann man üben. In der Meditation lernt man, aufkommende Gedanken zwar wahr aber nicht ernst zu nehmen, sich ihnen nicht auszuliefern, sondern sie vorbeiziehen zu lassen. Aber Du kannst das auch einfach für Dich üben. Ertappe Dich einfach immer wieder dabei, wenn Du anfängst, Hirngespinste zu bauen und halte Dich bewusst davon ab. Anfangs wird Dir das vielleicht schwerfallen. Aber mit der Zeit wird es immer leichter gehen, Deine Gedanken im Zaum zu halten.
So habe ich es zum Beispiel letzte Woche gemacht. Bei einem wütenden Schluck Kaffee ist mir plötzlich klar geworden, was ich da mache. Ich ärgere mich über etwas, das noch gar nicht passiert ist, das möglicherweise überhaupt nicht passieren wird. Plötzlich fand ich so absurd, dass ich mich völlig ohne Grund grün und blau ärgere, dass ich beschlossen habe, sofort damit aufzuhören. Ich hab den Radio aufgedreht, bin duschen gegangen, hab mich aufs warme Wasser konzentriert und mich vor meinem geistigen Auge bei Sonnenschein einen Spaziergang machen gesehen.
Und schon gings mir besser. Im Außen hatte sich überhaupt nichts verändert, aber ich war nicht mehr so wütend, die Enttäuschung war nur mehr als milder Nachgeschmack wahrnehmbar. Und dann hab ich gelacht über mich und meine Hirngespinste, die mich gefangen halten und mir Dramen vorgaukeln. Ich hab tatsächlich laut gelacht. Herrlich, was wir uns selbst oft für Theater vorspielen. Und umso schöner, wenn wir es dann auch bemerken und es einfach abstellen.
Wie die Situation dann ausgegangen ist mit meinen Erwartungen und Befürchtungen? Es ist nichts passiert. Gar nichts. Nichts von dem, was ich mir ausgemalt hatte, ist eingetreten. Niente. Nada. Aber auch dann, wenn passiert wäre, was ich befürchtet hatte, wäre der Vorab-Ärger völlig sinnlos gewesen. Kontraproduktion sogar! Weil wenn man schon so aufgeladen in eine Konfliktsituation hineingeht ist es viel schwerer wieder herauszukommen als mit klarem Kopf. Aber vor allem so waren all der Ärger, die Wut, die Traurigkeit, all die Energie und Gefühle vollkommen umsonst und verschwendete Lebenszeit. Zum Lachen, oder?
Foto von Giulia Bertelli auf Unsplash
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