Über Gott, die Welt und die Kirche
Ich fürchte, heute wird es etwas komplizierter. Denn was mich gerade bewegt, ist nicht so ganz einfach in Worte zu fassen. Aber ich versuche es.
Ich war gestern in der Kirche. Ja, tatsächlich. Ich bin kein religöser Mensch, schon vor ein paar Jahren aus der Kirche ausgetreten. Der Anlass für meinen Besuch war ein Gedenkgottesdienst, der mir eher als Familienereignis wichtig war. Und dort in der mehr oder weniger verwaisten Kirche zwischen vereinzelten Kirchgängern in leeren Bänken zu sitzen und dem sonntäglichen Ritual zu folgen, hat mich daran erinnert, warum ich der Kirche den Rücken gekehrt habe.
Es ist kompliziert.
Auch gestern hatte ich wieder das Gefühl, um dem Inhalt wirklich folgen zu können, muss man fast Theologie studiert haben. Es ist verstaubt. Dieses Rituelle – auch in der evangelischen Kirche – hat etwas aus früheren Jahrhunderten und löst bei mir das Gefühl aus, dass all das nichts mit meinem Leben hier und jetzt zu tun hat. Und es macht ein schlechtes Gefühl in meinem Bauch. Ich höre Anklagen, Urteile und vieles kommt bei mir als Gejammer an.
Aber… Aber irgendetwas hat es dann doch auch immer wieder, dort zu sitzen, und sich Gedanken über das Leben an sich zu machen. Wenn man hinwegsieht über die vereinfachte Darstellung eines alten Mannes im Himmel, der es schon richten wird, wenn man nur fest daran glaubt. Wenn man die Bibelgeschichten über einen Sohn Gottes nicht wörtlich nimmt sondern als Parabeln und Metaphern versteht, die einen besser begreifen lassen wollen, wie man mit den Herausforderungen des Lebens umgehen soll. Dann ändert sich etwas.
Das Gefühl, nicht allein zu sein.
Und für mich verändert sich spätestens dann etwas, wenn man sich einlässt und beginnt, ein Gefühl der Verbundenheit zu spüren mit den Menschen, den Fremden, die außer einem selbst noch da sitzen und zuhören. Die – wenn sie nicht zu der Gattung gehören, die am Sonntag Morgen die neuen Klamotten ausführen und vor allem gesehen werden wollen – vielleicht genau wie man selbst versuchen, dem Sinn des Lebens ein Stück näher zu kommen und mehr Freude und Leichtigkeit in den Tag zu bringen. Die sich zumindest einmal in der Woche in sich selbst versenken und nicht an gestern oder morgen denken wollen. Dann spürt man, dass diese Menschen, die man vermeintlich nicht versteht, doch gar nicht so anders sind als man selbst.
Deswegen war das gestern auch ein schönes Erlebnis. Das mich jetzt zwar nicht zur Kirche zurückbringen wird, aber mir Lust gemacht hat, mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Denn auch in meinen Ausbildungen habe ich mich mit Einflüssen aus Religionen und Philosophien beschäftigt, die meine Sicht auf die Welt verändert und meine Sicht auf mich selbst und das Sein in diesem Leben gefestigt haben. Ob ich allerdings all diese vielen, interessanten Sichtweisen und Zugänge in diesem meinem Leben wirlich kennenlernen werde, steht auf einem anderen Blatt.
Foto von Jazmin Quaynor auf Unsplash
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