Ursachen und Folgen – Meine Endometriose / Teil 2
Letzte Woche hab ich begonnen, Euch über meine Endometriose zu erzählen (nachzulesen unter MEINE ENDOMETRIOSE-GESCHICHTE / TEIL 1). Und einige von Euch haben mir ganz aufgeregte Nachrichten geschrieben und wollten wissen, wie es denn weiterging. Jetzt werdet Ihr endlich erlöst!
Stehengeblieben sind wir bei meiner Operation, bei der über drei kleine Schnitte Instrumente zur Entfernung der Endometriose eingeführt werden sollten. Ziemlich bald nach dem Aufwachen war mir klar: Etwas ist anders als ich es erwartet hatte. Mein Arzt hatte nämlich (mit meinem vorherigen Einverständnis!) die OP ausgedehnt. Ich hatte nun einen 20 cm langen Schnitt am Unterbauch, entfernte „Herde“ an der Blase, am Bauchfell und 11 cm Dickdarm weniger. Die Endometriose war so in den Darm hineingewuchert, dass man entschieden hatte, das geschädigte Darmstück herauszunehmen.
Aus geplanten 4 Tagen Krankenhaus wurden 47 (auf drei Etappen) und vier Monate Krankenstand. Die Heilung der Naht am Darm gestaltete sich schwierig. Aber mein Arzt und das gesamte Personal im Krankenhaus war wahnsinnig um mich bemüht. Deswegen blicke ich auf die Zeit auch eher nostalgisch zurück. Denn aus heutiger Sicht viel wichtiger war, was danach passiert ist.
Wendepunkt Operation.
In der Rückschau habe ich nach meiner OP begonnen, Dinge zu verändern. Ich habe angefangen, mehr auf mich, meinen Körper, meine Bedürfnisse, meine Wünsche zu hören. Vielleicht habe ich den schwierigen Heilungsverlauf sogar gebraucht, um wirklich innezuhalten und langfristig aus meinem Hamsterrad auszusteigen. Denn schon acht Monate nach meiner OP bin ich nach Indien gegangen, um dort meine erste Yogalehrer-Ausbildung zu machen.
Damals noch völlig unbewusst habe ich angefangen, mir einen beruflichen Plan B zu basteln. Und kurze Zeit später war auch ganz klar, dass ich raus muss, raus aus der Werbebranche, dem Druck, dem Stress, dem für mich mittlerweile sinnlos gewordenen Hackeln und Buckeln. Ich wollte etwas tun, das nicht nur mehr meinem Naturell entspricht, sondern auch sinnstiftend für andere ist.
Bis es soweit war, dass ich mich mit Yoga und Impuls-Strömen selbständig gemacht habe, hat es zwar noch ein paar Jahre gedauert. Doch während der Zeit habe ich immer mehr zu mir gefunden, und vor allem auch durch das im Impuls-Strömen vermittelte Wissen vieles über mich selbst herausgefunden.
Ursache unbekannt?
Die Schulmedizin kennt keine Ursache für eine Endometriose-Erkrankung. Es gibt einige Theorien, aber im Prinzip hat man nach wie vor keine Ahnung, warum sich bei manchen Frauen diese Zellen, die wie Gebärmutterschleimhaut aussehen und sich auch so verhalten, irgendwo ansiedeln und wuchern, wo sie nicht hingehören. Die Ursache nur im Körper zu suchen, ist aber auch zu wenig.
Heute weiß ich durch die im Impuls-Strömen gesammelte Erfahrung, dass Endomtriose immer mit zweierleit zu tun hat: mit schwierigen Beziehungen und nicht gelebten Werten. Traurigkeit und Angst ist woraus Endometriose gemacht ist. Und bei mir passt das wie die Faust aufs Auge. Nicht nur, dass ich einen Job gemacht habe, der meinem Wesen und meinen Werten von Selbstbestimmung und Sinnstiftung nicht enstsprochen hat. Die ersten Symptome habe ich auch in einer Zeit entwickelt, in der ich meinen langjährigen Freund betrogen und in eine komplizierte On-Off-Geschichte mit einem Mann geschlittert bin, den ich unbedingt wollte, er mich aber irgendwie nicht so recht, zumindest nicht so, wie ich mir Beziehung vorstelle.
Ursache ganz klar!
Heute habe ich all das aufgearbeitet. Durch viel Selbsterfahrung in meiner Ström-Ausbildung und einer Psychotherapie weiß ich nicht nun, warum mein Körper in Gestalt der Endometriose so laut „Stopp!“ gschrien hat. Ich hab auch den Mut dazu gefunden, auf ihn zu hören. Ich habe mit 35 Jahren mit ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ich bin sozusagen „ausgestiegen“. Seit drei Jahren sehe ich meine alte Branche nur mehr aus der Ferne und lebe von Yoga und Impuls-Strömen. Ich verdiene zwar viel weniger als früher, aber ich bin auch viel glücklicher. Ich brauche nicht mehr so viel „Schmerzensgeld“, um meinen Frust durch Belohnungs-Käufe zu kompensieren.
Außerdem habe ich mich mit 35 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben in eine Frau verliebt. Ich hatte den Mut, meinem Herzen zu folgen, und bin heute verheiratet und habe meine eigene kleine Familie. Die ist tatsächlich klein. Kleiner als ich immer gedacht hatte. Denn was wir nicht haben, ist Kinder (darüber hab ich schon einmal geschrieben: WAS DAS LEBEN EBEN SO BRINGT). Durch meine Endometriose sind nämlich meine Eileiter verschlossen und auch die Gebärmuttermuskulatur ist voller Endometriose-Herde.
Danke Endometriose!
Das klingt jetzt vielleicht sarkastisch und frustriert, aber ich meine es ganz ernst. Danke Endometriose! Sie hat mir nämich nicht nur dazu verholfen, mein Leben in eine gesündere, glücklichere Richtung zu lenken, sie hat mich auch vorm Mama-werden bewahrt. Wenn man sich wirklich Kinder wünscht, liest sich dieser Satz vielleicht brutal. Doch ich habe realisiert, dass ich keine Kinder will. Wirklich nicht.
Wenn ich heute zurückschaue, hatte ich mein ganzes junges Erwachsenenleben lang Angst davor, schwanger zu werden. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mit mir selbst noch nicht fertig bin, dass ich noch nicht reif bin, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Ich will diese Verantwortung bis heute nicht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das eingestanden hätte, wäre ich nicht gezwungen gewesen, mich wirklich dazumit auseinanderzusetzen. Die Endometriose hat mich also auch in dieser Hinsicht davor beschützt, ein Leben zu führen, das ich eigentlich gar nicht will.
Also alles eitel Wonne?
Jein. In meinem Körper ist nach wie vor Endometriose. Sie macht mir aber keine Beschwerden mehr und es wird – komplett ohne schulmedizinische Therapie – auch seit Jahren nicht mehr. Und wenn man bedenkt, dass bei anderen Frauen auch nach großen OPs immer wieder Zysten und Herde nachwachsen, und sie oft trotz Therapie immense Beschwerden haben, hab ich’s schon gut. Die Veränderung meines Lebens(stils) hat meiner Meinung nach wesentlich dazu beigetragen, dass es mir heute so gut geht.
Die Folgen meiner OP spüre ich auch fast 13 Jahre später immer wieder. Ich bin anfällig für Verdauungsbeschwerden und gerade aktuell bin ich auf der Erforschung eines immer wiederkehrenden Schmerzes im Kreuz, der wohl damit zusammenhängt. Aber ich nehme die Beschwerden als Wegweiser. Schließlich zwickt und zwackt es vor allem dann, wenn ich gerade nicht so gut auf mich achte und meine Bedürfnisse ignoriere. Und wenn ich heute zurückschaue, würde ich alles noch einmal ganz genau so machen. Denn ohne meine Endometriose, meine OP und auch die Schwierigkeiten danach wäre ich heute auf gar keinen Fall dort, wo ich jetzt bin. Aber genau dort möchte ich sein.
Foto: ich auf meinem Junggesellinnenabschied, eingefangen von einer Freundin
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